Politische Bildungsreise nach Berlin

Reisegruppe mit der Abgeordneten Dr. Tanja Machalet in der Bildmitte. Foto: BPA

Bundespresseamts (BPA) - Veranstaltung „Politische Bildungsreise für interessierte Bürger nach Berlin vom 13.-16.06.23“

Auf Einladung der Wahlkreis-Abgeordneten Dr. Tanja Machalet hatte ich Gelegenheit an einer 4-tägigen, vom BPA organisierten politischen Bildungsreise mit ca. 50 Personen nach Berlin teilzunehmen.
Die Gruppe erhielt in diesen Tagen Einblick in verschiedene Organisationen und Behörden des Bundes. Besucht wurden im Vorfeld der Reise das Arbeitslager und KZ Buchenwald bei Weimar, an dem die Gruppe von einer sehr gut unterrichteten Mitarbeiterin mit den menschenunwürdigen, elenden Zuständen der dort Inhaftierten vertraut gemacht wurde.

Am folgenden Tag öffnete der Bundesnachrichtendienst, BND, sein Besucherzentrum und erläuterte anschaulich in einer Ausstellung die Arbeitsweise und Methoden des Auslandsnachrichtendienstes der Bundesrepublik. In dem neu errichteten Gebäudekomplex arbeiten seit der Verlegung aus Pullach Anfang 2019 ca. 6.000 Mitarbeiter. Weitere Mitarbeitende verblieben am vorherigen Standort in Pullach bei München und einigen weiteren Standorten. Eine, von sachkundigen Stadtführern begleitete Stadtrundfahrt, beschloss den Ablauf des Tages.

Der Tag mit dem dichtesten Programm schloss sich mit dem Donnerstag an. Morgens der Besuch des Bundespräsidialamtes und des Amtssitzes des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue. Leider hatte der Präsident seinen Dienstsitz für einige Tage nach Eckernförde verlegt. Eine Abteilungsleiterin des Amtes erklärte fach- und sachkundig die Bedeutung des Gebäudes und seine Funktionen für die Arbeit des Staatsoberhauptes. Im Gegensatz zum Komiker Hape Kerkeling, der mit seinem legendären Fernseh-Auftritt als Königin Beatrix der Niederlande nach einem „lecker Mittagesse“ verlangte, wurden wir mit einem kleinen Imbiss verpflegt.

Ein Besuch des Reichstags folgte. Wir hatten die Möglichkeit, auf der Besuchertribüne für eine Stunde den Debatten im Hohen Haus unter Leitung des FDP Bundestag-Vizepräsidenten Wolfgang Kubicki zu folgen und erlebten dabei auch die Rede des CDU-Politikers Philip Amthor, der schon manchem Zuhörer wegen seiner unfreiwilligen Auftritte in der „ZDF - Heute Show“ bekannt war. Generell ist die Arbeitsdichte des Parlaments hoch, wenn auch oft nur wenige Politiker anwesend sind. Wird doch die Hauptarbeit in den Ausschüssen geleistet.







Nach einem Foto der Reisegruppe stand die Befragung der Wahlkreis-Abgeordneten auf dem Programm. Detailliert erläuterte Tanja Machalet ihre und ihrer Mitarbeiter Arbeitswoche in Berlin, die häufig erst spät abends endet und daneben weitere Stunden für die Arbeit im Wahlkreis erforderlich macht.

Den Abschluss dieses Tages bildete der Besuch im Kanzleramt. Olaf Scholz wurde von einigen Teilnehmern kurz gesichtet. Wegen der Ministerpräsidentenrunde waren jedoch einige Änderungen im Ablauf der Besichtigung nötig. Der Kabinettssaal jedoch stand der Besuchergruppe aus Rheinland-Pfalz offen. Gegen 21:00 Uhr endete der vorletzte Berlin-Besuchstag.

Rückreisetag war der Freitag, an dem sich die Besichtigung des Stasi-Gefängnisses in Potsdams Lindenstraße mit seinen grausamen Umständen in die Gedankenwelt der Besucher einbrannte. Für die Statistik des BPAs erhielt jeder Teilnehmer einen Fragebogen, der während der Fahrt über die Avus relativ „rüttelfrei“ ausgefüllt werden konnte. Nach 21:00 Uhr erreichte die Reisegruppe ihren heimatlichen Zielort in Montabaur.

Text und Bilder:
Peter Lohré



* Anmerkung
Mit vollem Namen unterschriebene Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder und sind nicht offizielle Mitteilungen der Ortsgemeinde Attenhausen oder des Ortsbürgermeisters

Stationen des Besuches im politischen Berlin

  • Humboldforum

    Das neu erbaute Humboldforum steht an der Stelle des alten preussischen Stadtschlosses. Im Krieg teilzerstört, wurde es von der DDR- Regierung abgetragen, um Platz für den Palast der Republik, im Volksmund auch "Erichs Lampenladen" genannt zu machen. Dieser asbestverseuchte Bau wurde komplett niedergelegt und an seiner Stelle entstand das Humboldforum, ein Mix aus dem Nachbau alter Fassadenelemente und neuer Architektur.

  • Baustelle Berlin, Potsdamer Platz

    Am verkehrsreichsten Platz Berlins der 1920er Jahre wird seit der Wiedervereinigung ständig gebaut. Große Namen der Industrie haben hier ihren Hauptsitz, z.B. Sony.

  • Schloss Bellevue

    Das Renaissanceschloss wurde 1785-86 als Sommerresidenz für den preußischen Prinzen August Ferdinand erbaut, hatte eine wechselvolle Geschichte und ist seit dem originalgetreuen Wiederaufbau 1954 - 1959 ein offizielles Gebäude der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1994 dient es als Amtssitz des Bundespräsidenten. Hier werden Staatsgäste empfangen, hier findet u.a. der Neujahrsempfang des Bundespräsidenten statt.

  • Dienstzimmer des Bundespräsidenten

    Der gegenwärtige Hausherr, Frank-Walter Steinmeier, empfängt in seinem Büro wichtige Staatsgäste.

  • Stalinallee, heute Karl-Marx-Allee

    Die Stalinallee im sowjetischen Sektor war der Aufstellplatz für militärische Paraden oder Jubiläen der Sowjetarmee und der DDR. Heute in Karl-Marx-Allee umbenannt, führt die breite Prachtstrasse vorbei an der Botschaft der russischen Föderation als " Unter den Linden" bis zum Brandenburger Tor. Die typisch sowjetische Architektur wurde von der Nomenklatura der DDR genutzt. Viele Fuktionäre hatten in den Plattenbauten ihre Wohnungen.

  • Reichstag hinter Berlin-typischem Bauzaun

    Nach dem Brand des Reichtags wurde der Bau Sitz des Nazi-Parlamentes. Nach der Kapitulation 1945 fand sich das Gebäude im Westsektor wieder. Die Spree mit ihrem Bogen dahinter bildete die Sektorengrenze. Wieder aufgebaut ist es Sitz des Bundestages, der von Bonn in das Gebäude zog. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Reichstag durch die Verhüllung durch Christo und Jeanne-Claude im Jahre 1995. Heute beherbergt der Reichstag das Parlament der Bundesrepublik mit 736 Abgeordneten.

  • Blick ins Parlament von der Besuchertribüne

    Präsidententribüne und Rednerpult. Davor im Halbkreis die Fraktionen von ganz links die Partei Die Linke über SPD, Die Grünen/Bündnis90, FDP, CDU/CSU zur AfD auf der rechten Seite (vom Präsidium gesehen). Die Tribüne der Bundesregierung war bei unserem Besuch nur von Staatssekretären und Beamtem besetzt. Völlig leer dagegen die Bank des Bundesrates auf der anderen Seite des Präsidiums. Mittig vor dem Rednerpult fünf Stenografenplätze, die im Wechsel alle 10 Minuten ihr Protokoll der Sitzung fertigen.

  • Bauschmuck aus dem 19. Jahrhundert

    Im Rahmen des Umbaus des Gebäudes für die Nutzung durch den Bundestag wurden Elemente des Bauschmucks aus dem 19. Jahrhundert wieder sichtbar gemacht. Durch eine zusätzlich eingezogene Verbindungs-Ebene kommt der Besucher dieser Kunst sehr nahe.

  • Kuppel des Reichstags

    Der britische Stararchitekt Sir Norman Foster entwarf die gläserne Kuppel nach einer Idee von Gottfried Böhm. Spiegel leiten das Licht der Sonne in den darunter gelegenen Sitzungssaal. Eine drehbare Stahlkontruktion verhindert Blendeffekte. Die Kuppel ist für Besucher geöffnet.

  • Blick auf das Bundeskanzleramt

    Von der Kuppel des Reichstages geht der Blick weit in die Runde über Berlin. So ist in einiger Entfernung auch das Gebäude des Bundeskanzleramtes zu sehen.

  • Bundeskanzleramt

    Der Blick vom Balkon des Bundeskanzleramtes geht über den Ehrenhof zum Gebäude der Bundespressekonferenz.

  • Kabinettssaal der Bundesregierung

    Mittig am Tisch, neben der Glocke, sitzt der Bundeskanzler Olaf Scholz. Neben ihm, zur Kamera hin gewandt, sein Stellvertreter und Wirtschaftminister Robert Habeck, daneben die Außenministerin Annalena Baerbock. Im Vordergrund Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Minister der Verteidigung Boris Pistorius. Die Sitzordnung ist seit Bonn in einer traditionellen Anordnung, dem Bundeskanzler gegenüber sitzt der Finanzminister Christian Lindner, nach außen die jüngeren und weniger bedeutenden Ressors.

Dunkle Phasen in der Geschichte

  • Lagertor KZ Buchenwald mit dem zynischen Motto "Jedem das Seine"

  • Stasi-Gefängnis Lindenstrasse in Potsdam

    Um Menschen zu entrechten, zu quälen, auszuforschen und zu erniedrigen richtete der sowjetische Geheimdienst solche Gefängnisse an vielen Orten im sowjetischen Sektor ein. Die Stasi der Ost-Berliner SED Regierung übernahm solche Einrichtungen und führte sie bis zur Wende unter unmenschlischen Bedingungen weiter.

  • Zellentrakt im Stasi-Knast Lindenstrasse

  • Zellenfenster

    Die vergitterten Lichtöffnungen der Einzelzellen hatten Glasbausteine mit einem Belüftungsschlitz. Dieser sollte Frischluft in den Gefangenenbereich lassen, funktionierte aber eher schlecht und senkte die Temperaturen im Winter weiter ab.

  • Attenhäuser Gemeinderat und FriedWald-Förster Peter Lohré

    Autor des Berichtes in der gläsernen Kuppel des Reichstages